Aus- und Einwanderung
Anders als oft wahrgenommen ist Deutschland ein traditionelles Einwanderungsland. Im Deutschen Reich, in der Weimarer Republik und der Bundesrepublik Deutschland hat es immer Migranten gegeben. Allerdings sind erst nach dem Zweiten Weltkrieg mehr Menschen ein- als ausgewandert. Zieht man von den Zugewanderten die Zahl der Ausgewanderten ab, erhält man folgende Wanderungsbilanz:
Wanderungszahlen 2015 - 2019
Zahlen für 2019: Laut Statistischem Bundesamt sind 2019 mehr als 1,59 Millionen Menschen nach Deutschland zugewandert, 1,34 Millionen davon hatten einen ausländischen Pass. Etwa 1,23 Millionen Menschen sind abgewandert. Damit lag die "Nettozuwanderung" bei rund 327.000 Personen und ist damit im vierten Jahr in Folge gesunken.Quelle
Zahlen für 2018: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind 2018 mehr als 1,58 Millionen Menschen nach Deutschland zugewandert. Rund 1,38 Millionen von ihnen hatten einen ausländischen Pass. Etwa 1,19 Millionen Menschen sind abgewandert. Damit lagt die "Nettozuwanderung" bei rund 400.000 Personen.Quelle
Zahlen für 2017: Laut dem Migrationsbericht sind 2017 rund 1,55 Millionen Personen nach Deutschland zugezogen, rund 1,38 Millionen von ihnen waren ausländische Staatsangehörige. Rund 1,13 Millionen sind abgewandert. Die Nettozuwanderung betrug damit im Jahr 2017 rund 416.000 Personen.Quelle
Zahlen für 2016: 2016 sind nach Angaben aus dem Migrationsbericht rund 1,87 Millionen Menschen nach Deutschland zugezogen, von ihnen hatten 1,72 Millionen einen ausländischen Pass. Rund 1,37 Millionen Menschen sind 2016 abgewandert. Damit gab es eine Nettozuwanderung von etwa 500.000 Personen.Quelle
Zahlen für 2015: Laut dem Migrationsbericht wurden 2015 rund 2,14 Millionen Zuzüge registriert, zugleich haben etwa 998.000 Menschen Deutschland verlassen. Der "Wanderungsüberschuss" lag damit bei rund 1,14 Millionen. Von den 2,14 Millionen Zugezogenen hatten 2,02 Millionen einen ausländischen Pass.Quelle
Unklar ist, bei wie vielen der Zugezogenen es sich wirklich um "Zuwanderer" handelt – die also nur vorübergehend nach Deutschland kommen – und bei wie vielen um "Einwanderer", die dauerhaft bleiben. Dasselbe gilt für die Fortzüge: Auch hier weiß man nicht, ob es sich um eine temporäre oder eine bleibende Auswanderung handelt.
Woher kommen die Zuwanderer nach Deutschland?
Woher sind die Zuwanderer zugezogen?
Die Mehrheit der Zugewanderten zog 2019 aus einem anderen europäischen Land nach Deutschland (rund 66 Prozent). Etwa 51 Prozent wanderten aus einem Staat der Europäischen Union ein. Aus Asien zogen fast 14 Prozent zu, aus Amerika rund 5 Prozent, aus Afrika etwa 4 Prozent. Die Angaben beziehen sich auf die Herkunftsländer, nicht auf die Staatsangehörigkeit der Menschen, die zugezogen sind.Quelle
Welche Staatsangehörigkeit haben sie?
Die Hälfte aller Zugewanderten waren 2019 EU-Bürgerinnen und -Bürger. Am häufigsten hatten Zugewanderte die rumänische, die polnische oder die bulgarische Staatsbürgerschaft – deutsche Staatsbürger sind nicht berücksichtigt. Die Übersicht:
Wie viele Visa werden für Deutschland erteilt?
Ein Visum benötigt, wer aus einem Nicht-EU-Staat kommt und nach Deutschland einreisen will. Rund 2,29 Millionen Visa hat die Bundesrepublik 2019 erteilt – etwas mehr als im Vorjahr (2,17 Millionen). Die drei wichtigsten Herkunftsländer waren
- China (mit rund 435.000 Visa),
- Russland (etwa 341.000) sowie die
- Türkei (rund 251.000).
Rund 269.000 Anträge wurden abgelehnt. Das entspricht einer Ablehnungsquote von etwa 10 Prozent (einige Anträge wurden von den Antragsstellern selbst zurückgezogen).Quelle
1,96 Millionen Menschen kamen für Kurzaufenthalte ("Schengen-Visa"). Die Zahl der längerfristigen Visa ("Nationale Visa") lag bei 325.000, etwa 24.000 mehr als 2018. Davon waren 119.000 Visa für eine Beschäftigung, das waren 22.000 mehr als 2018. Beim Familiennachzug hat sich hingegen nichts geändert: Im Jahr 2019 wurden mit 108.000 annähernd genauso viele Visa für den Familiennachzug nach Deutschland ausgestellt wie im Vorjahr.Quelle
Wann kamen die meisten Einwanderer nach Deutschland?
Es lassen sich in der deutschen Einwanderungsgeschichte verschiedene Phasen und Haupt-Wanderungsmotive erkennen.
Die meisten Einwanderer*innen kamen
- mittels Anwerbeabkommen als sogenannte "Gastarbeiterinnen" und "Gastarbeiter" in die BRD (1955 bis 1973) und als "Vertragsarbeiter" in die DDR (bis 1990),
- durch den Familiennachzug zu bereits in Deutschland lebenden Ausländern (vor allem zwischen 1973 und 1985, aber auch bis heute),
- als Aussiedler und Spätaussiedler (vor allem zwischen 1987 und 1999),
- als Flüchtlinge (Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre und verstärkt wieder seit 2014),
- und als Bürger der Europäischen Union im Zuge der Freizügigkeit.
Der MEDIENDIENST hat in einem Artikel die wichtigsten Migrationsbewegungen seit dem 18. Jahrhundert dargestellt. Ein weiterer Artikel gibt eine Übersicht über Migration in die DDR.
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