Syrische Flüchtlinge
Seit 2011 herrscht in Syrien Bürgerkrieg. Infolgedessen haben nach Angaben des UNHCR rund 6,7 Millionen Menschen das Land verlassen (Stand: Januar 2019). Die meisten von ihnen befinden sich in den angrenzenden Staaten: Türkei (3,7 Millionen), Libanon (916.000) und Jordanien (655.000). Mehr als eine Million syrischen Kriegsflüchtlinge sind nach Europa gekommen – von ihnen leben rund 770.000 Menschen in Deutschland.
Wie viele Syrer kamen seit Beginn des Bürgerkrieges nach Deutschland?
Seit 2014 stellen Syrer die größte Gruppe unter den Schutzsuchenden in Deutschland. Insgesamt sind rund 790.000 seit 2010 nach Deutschland geflohen (Stand: Dezember 2019).
Wie kommen die syrischen Flüchtlinge nach Europa?
Die meisten Syrer kommen über die sogenannte östliche Mittelmeer-Route, die über die Türkei nach Griechenland führt. Rund 27 Prozent aller Asylsuchende, die 2019 die Europäische Union über die östliche Mittelmeer-Route erreichten, waren laut Angaben des UN-Flüchtlingswerks UNHCR syrischer Nationalität.
Zwischen 2015 und 2016 erreichten viele syrische Flüchtlinge Deutschland über die sogenannte Balkan-Route: 2015 wurden laut Angaben der Grenzschutzagentur Frontex rund 710.000 von ihnen auf der Route registriert. Seit der Schließung der Route im Frühjahr 2016 ist die Zahl der syrischen Flüchtlinge, die hier aufgegriffen wurden, stark zurückgegangen: 2016 und 2017 waren es nur rund 2.000 Menschen pro Jahr. 2018 waren es rund 14.000 Personen.Quelle
Nur wenige tausende syrische Bürger wurden im Rahmen des Resettlement-Plans der EU beziehungsweise der Aufnahmeanordnungen der Bundes- und Landesregierungen nach Deutschland gebracht.
Wer sind die syrischen Flüchtlinge?
Geschlechterverteilung: Etwa 40 Prozent der syrischen Staatsbürger*innen in Deutschland sind Frauen. Der Frauenanteil unter den syrischen Flüchtlingen ist in den vergangenen Jahren eindeutig gestiegen: Mehr als die Hälfte aller syrischen Asyl-Antragsteller*innen 2019 waren Frauen.Quelle
Alter: Das Durchschnittsalter der syrischen Asylsuchenden liegt bei 24,2 Jahre. Syrische Flüchtlinge sind somit deutlich jünger als andere Einwanderergruppen (Durchschnitt: 37,7 Jahre).Quelle
Sprache und Religion: Etwas mehr als die Hälfte der Syrer*innen, die 2019 Asyl in Deutschland beantragt haben, waren arabischsprachig. 31 Prozent gehörten zur kurdischen Minderheit. Etwa 84 Prozent waren muslimischen Glaubens, 1,7 Prozent Christen und 1,5 Prozent Yeziden.Quelle
Bildungsqualifikation: Laut einer repräsentativen Studie verfügen syrische Geflüchtete über eine überdurchschnittliche schulische Qualifikation im Vergleich zu anderen Flüchtlingsgruppen. Für die Untersuchung befragten das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) Geflüchtete, die zwischen 2013 und 2016 einen Asylantrag in Deutschland gestellt haben.
- 71 Prozent der syrischen Geflüchteten haben einen Schulabschluss,
- 32 Prozent haben die Oberstufe (Gesamtschule, Gymnasium) oder eine (Fach)Abitur beziehungsweise eine Lehre absolviert.
- und acht Prozent haben keine Schule besucht.
36 Prozent der befragten Syrer haben eine Anerkennung ihres Abschlusses beantragt.Quelle
Arbeitsmarkt: Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit sind sind etwa 131.600 Syrer*innen sozialversicherungspflichtig beschäftigt (Stand: Dezember 2019). Rund 260.200 Syrer waren Ende 2019 bei der Arbeitsagentur als "arbeitsuchend" gemeldet. Von ihnen gelten 116.600 als "arbeitslos" – das heißt: Sie stehen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung.Quelle
Familiennachzug bei Syrern
Seit 2015 haben rund 136.000 syrische Staatsangehörige ein Visum zum Familiennachzug erhalten, um zu ihren Angehörigen nach Deutschland zu ziehen (Stand: Dezember 2019).Quelle
Seit Mitte 2016 erhalten viele syrische Geflüchtete den sogenannten "subsidiären Schutz". Für sie gelten Einschränkungen beim Familiennachzug: Zwischen März 2016 und Juli 2018 durften sie keine Angehörigen zu sich nach Deutschland holen. Seit dem 1. August ist das wieder erlaubt – allerdings nur für 1.000 Personen pro Monat.Quelle
Zahlen des Auswärtigen Amtes zeigen, dass viele Angehörige von subsidiär Schutzberechtigten noch auf einen Familiennachzug warten: Ende 2019 lagen den diplomatischen Außenstellen in Libanon, Jordanien, Nord-Irak, Türkei und Ägypten etwa 22.000 Terminanfragen zur Beantragung eines entsprechenden Visums vor (Stand: Februar 2020). Die meisten Antragstellerinnen und Antragsteller sind syrische Staatsangehörige.Quelle
Wie viele Syrer nimmt die Bundesregierung per Kontingent auf?
Im Rahmen der Resettlement-Programme der EU und des 1:1-Mechanismus der EU-Türkei-Erklärung sind zwischen 2016 und 2020 rund 11.800 Syrer*innen aus der Türkei, Jordanien und dem Libanon in Deutschland aufgenommen worden (Stand: März 2020).Quelle
2013 und 2014 hat die Bundesregierung im Rahmen von drei Programmen insgesamt 20.000 syrische Flüchtlinge aufgenommen.
Über diese Kontingente hinaus haben 15 Bundesländer eigene humanitäre Aufnahmeprogramme, in deren Rahmen weitere Visa erteilt wurden. Auf diesem Weg können nur Menschen zuziehen, deren Verwandten sich seit dem 1. Januar 2013 in Deutschland aufhalten und einen deutschen Pass oder eine reguläre Aufenthaltserlaubnis besitzen. Die Verwandten müssen mit einer Verpflichtungserklärung bestätigen, dass sie bereit und in der Lage sind, sämtliche Lebensunterhaltungskosten zu tragen.
News Zum Thema: Syrische Flüchtlinge
Syrische Flüchtlinge Aufnahmeprogramm für Syrer kommt in die Gänge
Vor einem Jahr hat die Bundesregierung beschlossen, ein Aufnahmeprogramm für syrische Flüchtlinge aus dem Krisengebiet aufzustellen. Von dem Kontingent für 10.000 Schutzsuchende sind bislang erst 4.000 eingereist – die meisten davon in den letzten Wochen. Darüber hinaus haben die Bundesländer eigene Aufnahmeprogramme gestartet und wollen sie weiterführen. Der Mediendienst hat den aktuellen Stand für Sie zusammengefasst.
Syrische Flüchtlinge Antragszahlen übertreffen Kontingente bei weitem
Deutschland hat bisher zugesagt, ein Kontingent von insgesamt 10.000 Flüchtlingen aus Syrien aufzunehmen. Am 28. Februar ist die Anmeldefrist für in Deutschland wohnende Syrer abgelaufen, um die Aufnahme von Verwandten aus der Krisenregion zu beantragen. Die Zahl der Anträge übertrifft jedoch bei weitem die auf die Bundesländer verteilten Kontingente. Allein in Niedersachsen wurden rund 3.200 Aufnahmeersuche für nur 470 Plätze gestellt. Flüchtlingsorganisationen kritisieren das System.
Position Migrationsforscher "Wir könnten mehr für Syrer tun!"
Die schlimmste humanitäre Krise seit Jahrzehnten – so bezeichnen die Vereinten Nationen die Flüchtlingskatastrophe im syrischen Bürgerkrieg. 2,4 Millionen Syrer suchen Schutz im Ausland. Doch Europa und Deutschland tun sich schwer, diese Menschen aufzunehmen. Lediglich 13.000 Flüchtlinge sollen in der gesamten Europäischen Union Schutz finden und davon ist bislang nur ein Bruchteil angekommen. Dabei gibt es europäische Gesetze, die großzügigere Hilfsmaßnahmen vorschreiben.