Arbeit und Bildung
Ein Arbeitsplatz, Bildung und Deutschkenntnisse werden immer wieder als "Schlüssel zur Integration" genannt. Unter welchen Bedingungen aber dürfen Geflüchtete einem Beruf nachgehen? Welche Qualifizierungsangebote gibt es? Und wann können Flüchtlinge an Integrationskursen teilnehmen? In unserer Rubrik haben wir aktuelle Zahlen und Fakten zum Thema zusammengefasst.
Wie viele Flüchtlinge haben Arbeit? Wie viele nicht?
Während der Corona-Pandemie haben viele Geflüchtete ihre Jobs verloren. Im Mai 2020 lag die Arbeitslosenquote bei knapp 40 Prozent, fünf Prozentpunkte höher als im März. Seit Mai haben einige Geflüchtete aber wieder eine Arbeit gefunden. Expert*innen vermuten, dass Migrant*innen und Geflüchtete besonders von den wirtschaftlichen Folgen betroffen waren. Ein Grund: Sie arbeiten häufiger in Branchen, in denen sich die Krise besonders stark auswirkt, zum Beispiel in Hotels oder in der Gastronomie. Mehr Informationen haben wir in einem Artikel zusammengestellt.Quellen
Wie viele Geflüchtete haben Arbeit?
Im Juli 2020 waren 359.000 Menschen aus "Asylherkunftsstaaten" sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Außerdem waren etwa 71.000 Personen geringfügig beschäftigt. Die Zahl der Geflüchteten in Arbeit ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen: Im Vergleich zu Ende 2014 – bevor viele Geflüchtete nach Deutschland kamen – gibt es fünfmal so viele sozialversicherungspflichtig Beschäftigte aus Asylherkunftsländern (Ende 2014: 70.000).Quelle
Hinweis: Diese Zahlen beziehen sich auf Menschen, die aus acht "Asylherkunftsstaaten"kommen. Das umfasst allerdings auch Menschen, die keine Geflüchtete sind sowie Geflüchtete, die schon lange in Deutschland leben. Beschäftigungs-Daten zu Geflüchteten liegen nicht vor.
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat berechnet, wie viele Personen Arbeit gefunden haben, die in den letzten Jahren, also seit Ende 2013 aus den wichtigsten Asylherkunftsstaaten eingereist sind. Demnach war Ende 2018 etwa die Hälfte von ihnen in einer Beschäftigung. Die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt verlaufe damit schneller als bei Geflüchteten früherer Jahre. Quelle
Arbeitslosigkeit von Geflüchteten
Anders als bei den Beschäftigungs-Statistiken lässt sich bei den Statistiken zu arbeitsuchenden und arbeitslosen Personen angeben, ob diese einen Fluchthintergrund haben. Im Juli 2020 waren rund 459.000 geflüchtete Menschen als arbeitsuchend bei der Bundesagentur für Arbeit oder einem Jobcenter gemeldet. Viele von ihnen befanden sich in Integrations- oder Ausbildungsmaßnahmen und standen somit dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung. 281.000 Geflüchtete waren im Juli 2020 als arbeitslos registriert. Das heißt: Sie standen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung, hatten aber keine Arbeit.Quelle
Für die Berechnung der Arbeitslosenquote muss auf die Daten zu Menschen aus den häufigsten "Asylherkunftsstaaten" zurückgegriffen werden. Im Juli 2020 betrug deren Arbeitslosenquote rund 39,9 Prozent und war somit deutlich höher als bei der Gruppe der Ausländerinnen und Ausländer insgesamt (15,9 Prozent).Quelle
Was sagen die Arbeitsmarkt-Zahlen aus? Und was nicht? Die Bedeutung der einzelnen Statistiken haben wir in einem Artikel hier erklärt. Ein FAQ der Bundesagentur für Arbeit mit den häufigsten Fragen gibt es hier.
Der Ausblick
Langfristig kann der wachsende Bedarf an Arbeitskräften in Deutschland durch die Flüchtlingszuwanderung teilweise ausgeglichen werden, so der " Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung". Dazu müssten die Flüchtlinge allerdings zügiger in Arbeit kommen. Je nachdem wie gut das gelingt, rechnen die Expert*innen mit 250.000 bis 500.000 neu erwerbstätigen Flüchtlingen. Gleichzeitig wären rund 325.000 Flüchtlinge arbeitslos. Deutsche Arbeitnehmer*innen werden laut Expertenprognosen dadurch nicht verdrängt, da viele Flüchtlinge in den ersten Jahren nach ihrer Ankunft im Niedriglohnsektor arbeiteten.Quellen
Flüchtlinge in Ausbildung
Für Betriebe in Deutschland wird es immer schwieriger, neue Auszubildende zu finden. Das hat der Deutsche Industrie- und Handelskammertag in seiner "Ausbildungsumfrage 2018" festgestellt. Flüchtlinge haben dadurch bessere Chancen auf einen Ausbildungsplatz.Quelle
Wie viele Flüchtlinge machen eine Ausbildung?
Aktuell befinden sich 55.000 Menschen aus den acht häufigsten "Asylherkunftsländern" in einer Ausbildung (Stand: September 2019). Die Zahl ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen: 2015 waren es noch 6.600 Auszubildende. Die Statistik erfasst zwar nur die Herkunftsländer und nicht den Flüchtlingsstatus der Auszubildenden. Jedoch deutet der starke Anstieg der letzten Jahre darauf hin, dass mehr Flüchtlinge eine Ausbildung beginnen.Quellen
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) registrierte 2019 rund 38.100 Bewerberinnen und Bewerber mit Fluchthintergrund, die als "ausbildungsreif" anerkannt waren. Rund 13.500 von ihnen konnten einen Ausbildungsvertrag abschließen, also etwa ein Drittel der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber (35,2 Prozent). Zum Vergleich: Unter "ausbildungsreifen" Bewerbern, die keine Flüchtlinge sind, liegt diese Quote bei rund 50 Prozent. Warum die Quote bei Geflüchteten niedriger ausfällt, wird zur Zeit vom BIBB erforscht.Quelle
Wer darf eine Ausbildung machen?
Wann Flüchtlinge eine Ausbildung anfangen dürfen, hängt von ihrem Aufenthaltsstatus ab und ist ähnlich wie bei der Arbeitsaufnahme geregelt:
- Anerkannte Flüchtlinge dürfen ohne Einschränkung in Deutschland eine Ausbildung beginnen.
- Asylbewerberinnen und -bewerber können nach drei Monaten eine schulische Ausbildung beginnen. Das gilt jedoch nicht für Asylsuchende aus "sicheren Herkunftsländern": Sie dürfen während des gesamten Verfahrens weder eine Arbeit aufnehmen noch eine Ausbildung beginnen.
- Für Geduldete gilt: Seit dem Inkrafttreten des Integrationsgesetzes im August 2016 haben sie einen Anspruch darauf, für die Zeit einer dreijährigen Ausbildung in Deutschland zu bleiben. Finden sie nach erfolgreichem Abschluss Arbeit, die ihrer Qualifikation entspricht, können sie weitere zwei Jahre bleiben ("3+2-Regelung"). Die Bundesländer sind für die Umsetzung verantwortlich. Bewerber aus "sicheren Herkunftsländern" dürfen auch mit einer Duldung unter Umständen keine Ausbildung beginnen und sind grundsätzlich von der 3+2-Regelung ausgenommen. Quellen
Flüchtlinge an Hochschulen
Mehr als 3.700 "Studierende mit Fluchthintergrund" haben sich laut einer Umfrage im Wintersemester 2018/2019 neu an deutschen Hochschulen immatrikuliert. Seit 2015 sind über 10.000 Geflüchtete neu hinzugekommen. Knapp 5.200 absolvierten im vergangenen Semester studienvorbereitende Maßnahmen. Über 27.000 nahmen an einer Studienberatung teil.
Flüchtlinge gelten für deutsche Hochschulen als ausländische Studienbewerber. Wie diese müssen sie eine Hochschulzugangsberechtigung und ausreichende Deutschkenntnisse vorweisen. Um sich einzuschreiben, ist kein bestimmter Aufenthaltsstatus erforderlich. Laut einer Studie der Universität Hildesheim stehen Geflüchtete jedoch vor besonderen Schwierigkeiten, wenn ihr Asylverfahren noch nicht abgeschlossen ist oder sie geduldet werden: Die Wohnsitzauflage für Asylbewerber und Geduldete schränkt die Wahl des Studienorts ein. Zudem sind sie in den ersten 15 Monaten in Deutschland nicht gesetzlich krankenversichert, die Hochschulen verlangen jedoch den Nachweis einer Krankenversicherung.
Zeugnisse, die belegen, dass sie die Hochschulzugangsberechtigung in ihrem Herkunftsland bereits erworben haben, können Flüchtlinge häufig nicht vorlegen. Für diesen Fall hat sich die Kultusministerkonferenz im Dezember 2015 auf ein dreistufiges Verfahren zu Anerkennung geeinigt. Wie dieses in der Praxis umgesetzt wird, bestimmen die Bundesländer selbst.
Unter welchen Bedingungen dürfen Flüchtlinge arbeiten?
Für anerkannte Flüchtlinge und Asylberechtigte gilt: Sie können uneingeschränkt arbeiten. Asylbewerber hingegen, die sich noch im Asylverfahren befinden, dürfen laut Asylverfahrensgesetz frühestens nach drei Monaten Aufenthalt in Deutschland arbeiten. Das Gleiche gilt für Menschen, die in Deutschland geduldet werden.
In den ersten 15 Monaten ist der Zugang zum Arbeitsmarkt jedoch in einigen Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit nach dem Integrationsgesetz noch eingeschränkt: Asylsuchende und Geduldete können sich um eine Arbeit bemühen, allerdings haben nach dem „Vorrangprinzip“ alle deutschen Arbeitnehmer, EU-Bürger und bestimmte andere Ausländer zuerst Anrecht auf die Stelle. Geprüft wird das von der Bundesagentur für Arbeit. Bei Fachkräften für ausgewiesene Mangelberufe entfällt die "Vorrangprüfung".
Eine Ausnahme beim Arbeitsmarktzugang gilt für Asylsuchende aus "sicheren Herkunftsstaaten": Sie dürfen für die gesamte Zeit des Asylverfahrens nicht arbeiten. Auch für Geduldete aus diesen Ländern gibt es keine Arbeitserlaubnis. In einem Artikel hat der MEDIENDIENST die Bestimmungen für Asylbewerber aus "sicheren Herkunftsländern" zusammengefasst.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat eine Übersicht zum Thema Arbeitsmarktzugang veröffentlicht.
Welche Qualifikationen bringen Flüchtlinge mit?
Eine repräsentative Studie gibt Auskunft über die Bildungsqualifikationen von Flüchtlingen. Dafür haben das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) knapp 5.000 Erwachsene befragt, die seit 2013 Asyl beantragt haben. Die Untersuchung zeigt: 64 Prozent der Befragten haben einen mittleren oder weiterführenden Schulabschluss. 40 Prozent haben eine weiterführende Schule besucht, die zwölf Schuljahre umfasst, und mehr als ein Drittel waren auf einer Mittelschule, die über zehn Jahre geht. Doch: Jeder fünfte Geflüchtete hat lediglich die Grundschule oder keine Schule besucht (siehe Grafik).Quelle
Die Forscher stellten fest: Aus Bürgerkriegsländern und Konfliktregionen wie Afghanistan, Somalia, Sudan und auch aus Teilen Pakistans kommen besonders viele Menschen, die den Schulbesuch abbrechen oder gar nicht erst beginnen konnten. Häufig gebe es dort kein funktionierendes Schulsystem. Zugleich stellt die Studie fest, dass diskriminierte Minderheiten oft ein eher geringes Bildungsniveau aufweisen, vermutlich weil sie einen schlechteren Zugang zu Bildung hätten.
Einen Berufsabschluss kann nur jeder Fünfte nachweisen. Nur ein Drittel derjenigen, die eine berufliche Qualifikation mitbringen, haben dessen Anerkennung in Deutschland beantragt. Eine Mehrheit von 66 Prozent der Flüchtlinge strebt einen beruflichen Abschluss an. Viele planen jedoch, zuerst zu arbeiten und sich später weiterzubilden. Und knapp die Hälfte der Befragten wollen einen Schulabschluss in Deutschland erlangen.Quelle
Für eine andere Untersuchung befragte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Asylbewerber auf freiwilliger Basis, ob sie in ihrem Herkunftsland gearbeitet haben. Die aktuellsten Ergebnisse beziehen sich auf Flüchtlinge, die 2016 Asyl beantragt haben.
- Hier gaben 65,6 Prozent der Befragten an, dass sie im Herkunftsland einem bezahlten Beruf nachgegangen waren. 6,5 Prozent hatten keine Arbeit und 27,9 Prozent fielen in die Kategorie „Hausfrau, Rentner, Schüler, Student“.
- 9,7 Prozent haben im handwerklichen Bereich und sechs Prozent im Dienstleistungssektor gearbeitet. Jeweils 6,1 und fünf Prozent gingen Hilfstätigkeiten nach oder waren im Baugewerbe beschäftigt.
- Unter den Frauen, die beruftstätig waren, stellen Lehrerinnen die größte Berufsgruppe (5,7 Prozent)Quelle
Wie viele Flüchtlinge lassen ihre Abschlüsse anerkennen?
Das lässt sich nicht genau sagen. Denn der Aufenthaltsstatus von Menschen, die eine Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse beantragen, wird in der entsprechenden Statistik nicht erfasst. Einen Anhaltspunkt bieten aber die Staatsangehörigkeiten: Im Jahr 2019 wurden die meisten Abschlüsse von Menschen aus Syrien anerkannt (4.100).Quelle
Immer mehr Flüchtlinge informieren sich über die Möglichkeit, ihre Berufsabschlüsse anerkennen zu lassen. 36 Prozent der Menschen, die sich im Jahr 2018 beraten ließen, waren "Geflüchtete und Asylsuchende", heißt es im „Bericht zum Anerkennungsgesetz 2019". Zwischen 2012 und 2018 stellten dem Bericht zufolge 9.800 Syrer*innen, 2.000 Iraner*innen und 1.400 Kosovar*innen einen Antrag auf Anerkennung. Insgesamt gab es in diesem Zeitraum rund 141.000 Anträge.Quelle
Da Geflüchtete oft unter schwierigen Umständen nach Deutschland kommen, haben sie häufig keine schriftlichen Nachweise über Abschlüsse oder Arbeitserfahrung. Um die Anerkennung dennoch zu ermöglichen, können Arbeitsproben oder Fachgespräche als Nachweis dienen. Das Projekt "Prototyping Transfer" unterstützt Handwerkskammern und andere Stellen dabei.
Für welche Berufsgruppen ist die Anerkennung wichtig?
Die Anerkennung eines ausländischen Berufsabschlusses ist vor allem dann wichtig, wenn der angestrebte Beruf „reglementiert“ ist. Dann darf der Beruf nur mit einem staatlichen Zulassungsverfahren und einer Anerkennung der Berufsqualifikation ausgeübt werden. Das betrifft beispielsweise Ärzt*innen, Krankenpfleger*innen, Erzieher*innen oder, unter bestimmten Umständen, Selbstständige. Ist der Beruf "nicht-reglementiert", dann ist die Anerkennung nicht zwingend erforderlich, kann aber dennoch sinnvoll sein, damit Arbeitgeber*innen die Qualifikationen besser einschätzen können.Quelle
Kinder aus Flüchtlingsfamilien an Schulen
Die Schulpflicht in Deutschland gilt auch für geflüchtete Kinder und Jugendliche. In einigen Bundesländern (Berlin, Bremen, Hamburg, Saarland und Schleswig-Holstein) setzt die Schulpflicht mit dem Asylantrag ein. In anderen hingegen beginnt sie nach drei (wie in Bayern und Thüringen) oder sechs Monaten (wie in Baden-Württemberg). Oft gilt die die Schulpflicht erst, wenn die Kinder die Erstaufnahmeeinrichtung verlassen haben und einer Kommune zugewiesen wurden. In manchen Erstaufnahmeeinrichtungen erhalten die Kinder gesonderten Unterricht. Unabhängig davon gilt das Recht auf einen Schulbesuch.Quelle
Es gibt keine Zahlen dazu, wie viele geflüchtete Kinder und Jugendliche eine Schule besuchen. Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) schätzt, dass rund 130.000 geflüchtete Kinder und Jugendliche zwischen Januar 2015 und März 2018 neu in das Schulsystem eingetreten sind.Quelle
Aus einer Kurzanalyse des BAMF geht hervor, dass 93 Prozent der 6- bis 10-jährigen Geflüchteten eine Schule besuchen, unter gleichaltrigen ohne Fluchthintergrund sind es 98 Prozent. Unter den 15- und 16-Jährigen sind es 87 Prozent der Geflüchteten und 98 bis 99 Prozent der Jugendlichen ohne Fluchthintergrund.Quelle
Je nach Bundesland nehmen geflüchtete Kinder und Jugendliche entweder von Anfang an am regulären Unterricht teil oder sie werden eine Zeitlang in gesonderten Klassen unterrichtet.
In einer Expertise für den MEDIENDIENST schreiben die Bildungswissenschaftlerinnen Juliane Karakayali und Birgit zur Nieden zu Berliner "Willkommensklassen": Die separierte Beschulung produziert eine Reihe von organisatorischen Problemen – etwa durch eine hohe Fluktuation in den Klassen. Die Forscherinnen empfehlen, geflüchtete Kinder möglichst schnell in Regelklassen zu integrieren und separaten Deutschunterricht anzubieten.
Integrationskurse für Flüchtlinge
Integrationskurse wurden 2005 eingeführt. Sie beinhalten einen Sprachkurs und einen Orientierungskurs. Der Sprachkurs soll "ausreichende" Deutschkenntnisse vermitteln. Neben dem allgemeinen Integrationskurs gibt es unter anderem Alphabetisierungskurse oder Jugendintegrationskurse.
Anerkannte Flüchtlinge können zur Kursteilnahme verpflichtet werden, wenn sie nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen oder Arbeitslosengeld II beziehen. Seit 2015 können Asylbewerberinnen und -bewerber mit "guter Bleibeperspektive" einen Integrationskurs besuchen, wenn Kursplätze verfügbar sind. Asylbewerberinnen und -bewerber mit sogenannter schlechter Bleibeperspektive können nur teilnehmen, wenn sie vor dem 1. August 2019 eingereist sind. Menschen aus sicheren Herkunftsstaaten haben keinen Zugang zu den Kursen.
Eine repräsentative Umfrage unter Geflüchteten von 2017 ergab, dass 50 Prozent von ihnen einen Integrationskurs besucht oder abgeschlossen haben. Unter anerkannten Geflüchteten waren es 60 Prozent, unter Geduldeten 34 Prozent und 31 Prozent unter Geflüchteten, die sich noch im Asylverfahren befinden.Quelle
Aktuelle Teilnehmerzahlen zu Integrationskursen finden Sie in unserer Rubrik "Sprache".
Welche Qualifizierungsangebote gibt es für Flüchtlinge?
Sprachkurse
Für Asylbewerber ohne "gute Bleibeperspektive" bietet das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sogenannte Erstorientierungskurse an. Menschen aus "sicheren Herkunftsstaaten" dürfen daran jedoch nicht teilnehmen. Die Kurse umfassen 300 Stunden. Sie sollen laut Angaben des BAMF Wissen über Themen wie "Gesundheit, Mobilität, Einkauf oder Sitten und Gebräuche sowie Regeln des Zusammenlebens in Deutschland" sowie Deutschkenntnisse vermitteln.Quelle
Zudem haben mehrere Bundesländer eigene Angebote für Sprachkurse. Daneben organisieren bundesweit Ehrenamtliche Sprachkurse in Vereinen oder Kirchengemeinden.
Junge Flüchtlinge, die in Deutschland ein Studium beginnen oder weiterführen wollen, können vom Bundesprogramm "Garantiefonds Hochschule" unterstützt werden. Es bietet Stipendien und Sprachkurse sowie Hilfe bei der Anerkennung von Leistungen, der Studienwahl und der Qualifizierung. Das Familienministerium (BMFSFJ) fördert das Programm.
Berufsvorbereitende (Sprach-)Kurse
Für 2017 sind laut einer Pressemitteilung des Bundesarbeitsministeriums jährlich 200.000 Plätze vorgesehen. Flüchtlinge können damit an die Integrationskurse anschließen, wenn sie ein gutes Sprachniveau vorweisen. Wer teilnehmen darf, entscheiden Arbeitsagenturen und Jobcenter. Die Umsetzung erfolgt durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Diese Kurse sollen die derzeitigen ESF-BAMF-Kurse nach und nach ersetzen.
Die sechs- bis achtwöchige Maßnahme "Perspektiven für Flüchtlinge" (PerF) der Bundesagentur für Arbeit wendet sich an Asylbewerber, anerkannte Flüchtlinge und Asylberechtigte sowie Geduldete mit Arbeitsmarktzugang. Sie erhalten Informationen über den deutschen Arbeitsmarkt, die Anerkennung von Abschlüssen in Deutschland sowie Hilfe bei Bewerbungen, der Arbeitsplatzsuche und der Weiterentwicklung berufsbezogener Sprachkenntnisse.
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