Was denkt die Bevölkerung?
Die Bevölkerung ist sehr gespalten, was ihre Sicht auf die deutsche Gesellschaft angeht. Das zeigen zahlreiche Studien und Umfragen der vergangenen Jahre.
Was denken Menschen in Deutschland über Migration?
Die "Eurobarometer"-Umfrage aus dem Jahr 2018 hat ergeben, dass eine Mehrheit in Deutschland eine Einwanderung aus EU-Staaten positiv sieht, jedoch gibt es Skepsis gegenüber Einwanderern aus Drittstaaten.
Einer Einwanderung aus EU-Ländern standen 65 Prozent der Befragten in Deutschland positiv gegenüber, während 29 Prozent sie ablehnten. Auf die Frage, ob Einwanderung von Menschen von außerhalb der EU "ein positives oder negatives Gefühl" hervorrufe, antworteten 52 Prozent mit negativ und 41 Prozent mit positiv.Quelle
Eine repräsentative Umfrage der „Bertelsmann Stiftung“ von 2017 zeigt große Vorbehalte gegenüber Einwanderung:
- Rund 80 Prozent der Bürger sind der Ansicht, dass Zuwanderung eine zusätzliche Belastung für den Sozialstaat darstellt.
- 72 Prozent der Befragten befürchten mehr soziale Konflikte und 68 Prozent Probleme an Schulen als Folge von Einwanderung.
- Mehr als zwei Drittel haben Bedenken, dass Migranten größtenteils in Städte ziehen und dadurch der Wohnraum knapp und teuer wird.Quelle
Eine Untersuchung des „Mercator Dialogue on Asylum and Migration“ (MEDAM) aus dem Jahr 2018 zu 13 EU-Mitgliedstaaten zeigt, dass Europäer offener für Einwanderung sind als im Jahr 2002. In Deutschland beobachten die Forscher jedoch eine Polarisierung der Einstellungen: Die Zahl derjenigen stieg, die Einwanderung entweder positiv oder negativ bewerten. Zugleich ging die Zahl der Menschen zurück, die Einwanderung weder positiv noch negativ beurteilen. Insgesamt gibt es aber auch in Deutschland im Schnitt eine größere Akzeptanz von Migration als 2002.Quelle
Wie wichtig finden Bürger das Thema Einwanderung?
Das Thema Einwanderung hat inzwischen nicht nur für Politik und Medien, sondern auch für Bürger in Deutschland Priorität. 2018 stellte die von der EU-Kommission veröffentlichte "Eurobarometer"-Umfrage fest: Die häufigste Antwort der Deutschen auf die Frage "Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Probleme, denen Ihr Land derzeit gegenübersteht?" lautete mit 38 Prozent "Einwanderung".Quelle
Eine Studie des GfK-Vereins von 2016 kommt auf noch höhere Werte: Die Zahl der Befragten, die Zuwanderung und Integration als dringendste Aufgabe in Deutschland genannt haben, lag 2016 bei 83 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr hat sie sich mehr als verdoppelt. Es sei der höchste vom GfK-Verein jemals gemessene Wert und liege 15 Prozentpunkte über dem bisherigen Höchstwert von 1992.Quelle
Was denkt die Bevölkerung über Flüchtlinge?
Die aktuellste Erhebung deutet auf überwiegend positive Einstellungen hin: Laut dem "Integrationsbarometer 2018" des SVR ist die Mehrheit der Befragten der Auffassung, dass Geflüchtete Deutschland langfristig kulturell und wirtschaftlich bereichern werden. Befragte ohne Migrationshintergrund stimmen dem zu über 70 Prozent zu. Bei den Befragten mit Migrationshintergrund bewegen sich die Zustimmungswerte je nach Herkunftsgruppe zwischen 52 und 71 Prozent. Nur eine Minderheit aller Befragten findet, dass Flüchtlinge "eine Bedrohung für den Wohlstand in Deutschland" darstellen.Quelle
Was die weitere Aufnahme von Geflüchteten betrifft, zeigt die Studie jedoch ein ambivalentes Bild: Etwa 60 Prozent der Befragten ohne Migrationshintergrund sind dafür, weiterhin Schutzsuchende aufzunehmen. Zugleich sprechen sich etwa 57 Prozent dafür aus, den Flüchtlingszuzug durch eine "Obergrenze" zu beschränken.Quelle
Ähnliche Ergebnisse lieferte die "Mitte"-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung 2016: Hier befürworteten 56 Prozent der Befragten die Aufnahme von Flüchtlingen, während sich rund 53 Prozent für eine sogenannte Obergrenze aussprachen. Zudem zeigte die Studie eine deutliche Abwertung von Asylsuchenden: Jede zweite Person in Deutschland hatte Vorbehalte gegenüber Asylbewerbern.Quelle
Darüber hinaus gibt es weitere Untersuchungen, die auf ein ambivalentes bis negatives Stimmungsbild hinweisen:
- Eine Studie der "Bertelsmann Stiftung" von 2017 zeigt: 60 Prozent der Befragten waren sich sicher, dass Deutschland die Herausforderungen durch die Aufnahme von Flüchtlingen bewältigen kann. 79 Prozent verneinten, dass es in ihrer Wohngegend "große Probleme mit Flüchtlingen" gebe. Aber: 28 Prozent der Befragten sagten, dass sie Flüchtlinge ungern als Nachbarn haben würden.Quelle
- Aus einer weiteren Studie der "Bertelsmann Stiftung" von 2017 geht hervor: Die Mehrheit der Befragten wollte keine weiteren Flüchtlinge aufnehmen und sagte, Deutschland sei an seiner Belastungsgrenze angekommen (54 Prozent). Für eine weitere Aufnahme von Flüchtlingen aus humanitären Gründen sprachen sich lediglich 37 Prozent aus.Quelle
Wie steht die Bevölkerung zur Vielfalt in der Gesellschaft?
Bei dieser Frage ist die Bevölkerung in Deutschland ambivalent:
- Laut der ZuGleich-Studie der Universität Bielefeld und der Stiftung Mercator von 2018 freuen sich rund 47 Prozent der Befragten ohne Migrationshintergrund über mehr Vielfalt; 2016 waren es nur 42,6 Prozent.Quelle
- Laut einer repräsentativen Studie der "Bertelsmann Stiftung" von 2017 sehen fast drei Viertel der Bevölkerung kulturelle Vielfalt als Bereicherung (72 Prozent). Ein Viertel der Bürger äußert sich kritisch über Vielfalt, elf Prozent davon empfinden sie klar "als Problem". Im Vergleich zu 2011 sind die Werte weitestgehend konstant geblieben.Quelle
- Mit der Einstellung der Bevölkerung zu wachsender religiöser Vielfalt aufgrund des Zuzugs von Flüchtlingen und Asylsuchenden befasst sich eine repräsentative Umfrage der Antidiskriminierungsstelle des Bundes aus dem Jahr 2016. Ein Drittel der Befragten sieht demnach die mit der steigenden Anzahl von Flüchtlingen und Asylsuchenden zunehmende religiöse Vielfalt als Bereicherung für die Gesellschaft. Die Hälfte allerdings äußert die Besorgnis, die Stärkung der religiösen Vielfalt könne Konflikte verursachen, während 15 Prozent darin sowohl eine Chance als auch einen möglichen Grund für Konflikte sehen.Quelle
Wie steht die Bevölkerung zur "Willkommenskultur"?
Die ZuGleich-Studie des „Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung“ der Universität Bielefeld kam 2018 zu dem Ergebnis, dass rund 37 Prozent der Befragten eine gesellschaftliche Willkommenskultur befürworten. Das sind sieben Prozentpunkte mehr als 2016. Quelle
2017 haben Forscher im Auftrag der „Bertelsmann Stiftung“ Menschen dazu befragt, wie sie die Willkommenskultur bei Behörden und in der Bevölkerung einschätzen. Die repräsentative Studie zeigt:
- Rund drei Viertel der Befragten sind der Meinung, dass Einwanderer und Flüchtlinge von den Behörden willkommen geheißen werden (Einwanderer: 77 Prozent; Flüchtlinge: 73 Prozent).Quelle
- Die Haltung der Bevölkerung schätzen die Befragten etwas negativer ein: 70 Prozent vermuten, dass die Bevölkerung Einwanderern gegenüber wohlwollend eingestellt ist. Gegenüber Flüchtlingen gehen nur 59 Prozent der Befragten von einer positiven Haltung aus.Quelle
- Menschen in den neuen Bundesländern schätzen die Haltung der Bevölkerung positiver ein als Menschen in den alten Bundesländern. So gehen im Westen knapp drei Viertel der Befragten davon aus, dass die Gesellschaft gegenüber Einwanderern aufgeschlossen ist, im Osten ist es nur etwa die Hälfte. Noch deutlicher zeigt sich der Unterschied bei den Einschätzungen zu Geflüchteten: In den neuen Bundesländern glauben lediglich 33 Prozent, diese seien in der Bevölkerung willkommen, in den alten Ländern sind es fast doppelt so viele (65 Prozent).Quelle
Umfragen: Gehört der Islam zu Deutschland?
- Diese Frage spaltet die Bevölkerung. Eine knappe Hälfte der Befragten (47 Prozent) stimmte 2018 in einer Forsa-Umfrage der Aussage zu, der Islam gehöre zu Deutschland. Fast genauso viele (46 Prozent) zeigten sich vom Gegenteil überzeugt.Quelle
- Diese Einstellungen halten sich konstant: Forsa-Umfragen in den Jahren 2012, 2014 und 2016 kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Schon 2012 hatte eine knappe Hälfte (48 Prozent) der Deutschen der Aussage zugestimmt, der Islam gehöre zu Deutschland. Genauso viele (48 Prozent) hatten sie abgelehnt.Quelle
- Eine Mehrheit der Westdeutschen und drei Viertel der 18-29-Jährigen betrachten den Islam als Teil Deutschlands. Ostdeutsche und Über-60-Jährige sehen das hingegen mehrheitlich anders. Das zeigte die letzte Forsa-Umfrage 2018. Quelle
Wie steht die Bevölkerung zum muslimischen Kopftuch?
Studien zeigen, dass viele Menschen in Deutschland das Kopftuch unterschiedlich beurteilen, je nachdem, um welchen Lebens- und Arbeitsbereich es geht.
Sollen muslimische Lehrerinnen ein Kopftuch tragen dürfen?
- In einer 2018 veröffentlichten repräsentativen Umfrage des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) lehnte eine Mehrheit der Befragten ein Kopftuch bei Lehrerinnen ab. Eine klare Mehrheit von 58 Prozent der Befragten ohne Migrationshintergrund äußerte sich ablehnend, aber auch Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler sowie Befragte aus EU-Staaten waren mehrheitlich dagegen. Nur türkeistämmige Befragte und Einwanderinnen und Einwanderer aus anderen Nicht-EU-Staaten zeigten sich mehrheitlich dafür aufgeschlossen.Quelle
- Zu einem ähnlichen Ergebnis kam 2016 eine repräsentative Umfrage der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS): 57 Prozent der Befragten sprachen sich gegen das Kopftuch bei Lehrerinnen aus. Die Ablehnung galt auch anderen religiösen Symbolen: 56 Prozent waren dagegen, dass Lehrer im Priestergewand unterrichten.Quelle
- In der 2015 veröffentlichten Studie "Deutschland postmigrantisch II" des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) zeigten sich Unterschiede zwischen den Generationen: Während 71 Prozent der 16- bis 25-Jährigen dafür waren, dass Lehrerinnen im Unterricht ein Kopftuch tragen dürfen, teilte von den älteren Befragten nur knapp jeder Zweite (48 Prozent) diese Haltung.Quelle
Sollen muslimische Schülerinnen ein Kopftuch tragen dürfen?
- In einer repräsentativen Untersuchung des DeZIM-Instituts aus dem Jahr 2019 lehnten knapp 63 Prozent der Befragten ein Kopftuchverbot von Schülerinnen in der Schule ab. Rund 37 Prozent sprachen sich "voll" oder "eher" für ein Verbot aus. Frauen lehnen laut der Studie häufiger als Männer ein Kopftuchverbot ab, Jugendliche häufiger als Erwachsene.Quelle
Sollten Mitarbeiterinnen in Behörden ein Kopftuch tragen dürfen?
- Im SVR-Integrationsbarometer von 2018 sprach sich eine knappe Mehrheit der Befragten dafür aus, muslimischen Mitarbeiterinnen in Behörden das Tragen eines Kopftuchs zu gestatten. Unter türkeistämmigen Männern und Frauen waren sogar drei Viertel dafür. Nur Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler waren mehrheitlich dagegen.Quelle
Wie wird das Tragen eines Kopftuchs in anderen Lebensbereichen beurteilt?
Dieser Frage ging eine Studie im Auftrag des baden-württembergischen Integrationsministeriums nach, die 2015 veröffentlicht wurde. 62 Prozent der Befragten äußerten demnach, es sei ihnen grundsätzlich "egal", ob muslimische Frauen in Deutschland Kopftücher tragen. Nur sechs Prozent fanden es "gut". Rund ein Drittel (31 Prozent) fand es "nicht gut".
- Bei Ärztinnen fanden es 22 Prozent der Befragten "nicht gut" und 78 Prozent unproblematisch.
- bei Erzieherinnen fanden es 37 Prozent "nicht gut".
- bei Abgeordneten fanden es 46 Prozent "nicht gut".
- Nachrichtensprecherinnen mit Kopftuch fanden die Hälfte "nicht gut" und nur fünf Prozent "gut". 45 Prozent war es "egal".Quelle
News Zum Thema: Einstellungen
Forschung zu Vorurteilen Was Ostdeutsche und Muslime gemeinsam haben
Eine aktuelle Studie zeigt: Vorurteile gegenüber Ostdeutschen und Muslimen ähneln sich stark. Aber viele Menschen würden auch Maßnahmen für mehr Gleichstellung akzeptieren. Wir fassen die wichtigsten Ergebnisse zusammen.
ZuGleich-Studie 2018 Die Bevölkerung wird offener
Auch wenn öffentliche Debatten etwas anderes vermuten lassen: Die deutsche Bevölkerung geht entspannter mit Migration und Vielfalt um als vor zwei Jahren. Das zeigt eine neue Studie der Universität Bielefeld. Die Forscher fordern Konzepte für eine "Integrationsgesellschaft".
SVR-Integrationsbarometer Stimmung ist positiver als gedacht
Auch wenn die medialen und politischen Debatten das Gegenteil vermuten lassen: Viele Menschen in Deutschland finden, dass das Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft gut funktioniert. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration.